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Anja Luithle (18. 10. 2024)

Anja Luithle zeigt Werke aus den Serien Zeitrolle / Horizonte / Wertpapier zeigen und stellt einen Koffer mit zwei Paaren kinetischen Schuhen aus, die auf der Stelle laufen.

 

Zeitrolle: Im Objekt Anja Luithles „Zeitrolle" findet sich die kontemplative, fast schon spirituell anmutende Form der Farbbetrachtung. Wie in einem aufgerollten Streifen-Band aus Stoffen: Wie bei den Jahresringen eines Baums verschwindet das meiste der Zeit und der Erinnerung im Inneren des Objekts, lediglich die schmale äußere Seite des Bands bleibt sichtbar. Allerdings artikuliert sich Zeit hier nicht in vielen konzentrischen Kreisen, sondern als zusammenhängendes, spiralig aufgerolltes Endlosband. Eine Zeitspirale wird übrigens oft zur Darstellung der Erdgeschichte oder der Geschichte des Universums genutzt. Denn die Spiralform gibt die Möglichkeit lange Zeiträume auf engstem Raum zu verdichten.

(Dieter Brunner)

 

Horizonte: Anja Luithle kombiniert in ihrer Werkreihe „Horizonte" das Auflösen, die Idee des Erinnerns und Vergessens in einer Art objekthafter Farbfeldmalerei. Ausgangslage ist hierfür die Auflösung einer Textilfabrik in Süddeutschland. Durch die Beendigung des Betriebs wurde ein großes Stoffmusterlager nutzlos und stand zur freien Verfügung. In dem Lager waren nicht nur gewebte Stoffe, sondern auch Entwürfe von renommierten Stoffdesignern vorhanden. Bei der Durchsicht dieses Musterarchivs wurde der Künstlerin sofort deutlich, dass Muster, Farben und Stoffe jeweils auch für einen Zeitgeist stehen. Die jeweilige Ornamentik und Farben lösen sofort Erinnerungen aus, die man mit einer gewissen Zeit und so-mit auch mit persönlichen Erfahrungen verbindet.

(Madeleine Frey)

 

Wertpapier: Schon der erste Blick auf das Objekt „Wertpapier“ zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Allein schon das Paradoxon im Verhältnis von dem Massenartikel Toilettenpapier und seiner Bestimmung und der Bezeichnung „Wertpapier" lässt einen die Ironie und die Lust an der künstlerischen Idee ahnen, den Spielraum zwischen dem Material, dem Gegenstand, dem Ready Made Toilettenpapier einerseits und dem Mythos, dem gedanklichen Spektrum, den der Begriff „Wertpapier" eröffnet. Man ahnt schon den Humor, den Sarkasmus, die Ironie gegenüber den Verhältnissen, in denen Kunst produziert, vermarktet, neben der künstlerischen Bedeutung mit ökonomischer Bedeutung und Handelswert ausgestattet wird. Das wird nicht nur als kunsthistorische und kunsttheoretische Überlegung von außen an das Kunstwerk herangetragen.

(Werner Meyer)



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